Mittwoch, 15. März 2023

Einzelhaltung versus Mehrkatzenhaltung

Ihr habt für Euch die Entscheidung getroffen, dass Katzen Eurer Leben bereichern sollen. Nun stellt sich zuerst die Frage, wie viele dieser grazilen, aber auch eigensinnigen und gleichzeitig verschmusten Lebewesen einziehen sollen. Hierauf kann es grundsätzlich nur eine Antwort geben: Es sollten immer minimal zwei Katzen sein! Und ich werde auch erklären, warum dies so ist.

Noch immer hält sich hartnäckig das Märchen aus Urzeiten, dass Katzen Einzelgänger sind. Dies ist aber grundsätzlich falsch, denn Katzen sind Einzeljäger, aber absolut keine Einzelgänger. Sie brauchen einen gleichartigen Spielgenossen und somit soziale Kontakte, genauso wie der Mensch. Wir Menschen können einen Katzenkumpel niemals ersetzen, denn wir werden unserer Katze z. B. kaum das Fell putzen, die Ohren oder den Hintern ablecken, so wie Katzen es untereinander tun. Stellen wir uns doch einfach mal vor, wir leben als einziger Mensch in einer Horde von Elefanten. Wir verstehen dessen Sprache, Mimik und Verhalten nicht. Einen anderen Menschen, mit dem wir auf unsere Weise reden, spielen, laufen und noch vieles mehr unternehmen würden, gibt es nicht und wird es niemals geben. Und jetzt darf sich jeder selber die Frage stellen, wie es ihm nach einigen Wochen, Monaten oder Jahren gehen würde. Oder erinnern uns wir an den Anfang der Corona-Pandemie, als von einem Tag auf den anderen unsere sozialen Kontakte gekappt wurden und wir über Monate hinweg selbige nicht pflegen durften. Wenn wir uns dies noch einmal in Erinnerung rufen, dann sollte allen bewusst sein, wie es einer Katze in Einzelhaft geht.

Ich höre schon einige, geneigte Leser sagen: „Meine Katze ist mit mir alleine sehr glücklich, sie vermisst nichts, sie gibt mir ihre ganze Zuwendung, sie ist alleine doch so kuschelig.“ Man könnte die Liste dieser Aussagen schier unendlich weiterführen. Die Antwort hierauf ist: Nein, sie ist keineswegs alleine glücklich und sie vermisst unsagbar einen kätzischen Kumpel. Sie hat irgendwann lediglich resigniert und sich mit der Situation irgendwie arrangiert. Und eigentlich langweilt sie sich zu Tode, was sich irgendwann in ihrem Verhalten äußern wird. Sieht so ein glückliches Katzenleben aus?

Vor allem Kitten neigen dazu, wenn sie in „Einzelhaft“ gehalten werden, verhaltensauffällig zu werden. Sie wollen raufen, jagen, klettern, sich zusammen über den Boden rollen, kuscheln und natürlich auch gemeinsam auf einem kuscheligen Liegeplatz schlafen. Wenn ihnen aber diese Möglichkeit des Spielkumpels genommen wird, wird leider der Mensch, also Ihr, als „Raufkumpane“ herhalten müssen. Das gibt hübsch schmückende und blutige Striemen an Beinen oder Armen, manchmal sogar Beißwunden an Hand und Fuß, was dann den Arzt freut (oder auch nicht). Klingt alles etwas schmerzhaft, oder? Wenn Ihr jedoch Glück habt, ist es auch nur das teure Chippendale-Sofa, die neue Tapete oder das Tischbein des gerade angeschafften Wohnzimmertischs, welche als Möglichkeit des Abreagierens herhalten müssen. Auch Gardinen werden immer wieder gern genommen, wenn gerade nichts anderes verfügbar ist.

Die meisten Menschen werden sicherlich zur arbeitenden Bevölkerung gehören und die Katze ist möglicherweise bis zu 10 Stunden am Tag alleine. Dann ist es besonders wichtig, dass Ihr der Maus einen gleichartigen Kumpel gönnt. Katzen kommunizieren miteinander ganz anders als es der Mensch oder ein anderes Tier, wie beispielsweise Hund, jemals könnte. Zwei Stubentiger können sich zusammen die Zeit vertreiben, zusammen aus dem Fenster schauen, bis ihr Mensch wieder nach Hause kommt, zusammen chillen. Der Mensch wird am Ende des Tages ausgeglichene, glückliche Katzen vorfinden, die sich auf die gemeinsame Zeit mit ihrem Personal freuen.

Zugegebenermaßen liegen die Kosten für Futter, Katzenklos oder Tierarzt für zwei dieser tierischen Mitbewohner etwas höher. Im Gegenzug genießt Ihr aber den doppelten Spaß, denn was gibt es Schöneres, seinen beiden Fellnasen beim Spielen zuzusehen oder wenn sie zum Kuscheln zu ihrem Menschen kommen?

Natürlich könnt Ihr Euch auch mehr als zwei zauberhafte Fellpopos zulegen. Aber nehmt bitte unbedingt in Eure Überlegungen auf, ob Euer finanzieller Spielraum sowie räumliche Gegebenheiten die Haltung von mehr als zwei Miezen zulassen. Für Tierarztkosten wäre der Abschluss einer Tierversicherung ratsam. Zu wissen, dass sie im Ernstfall die beste Versorgung bekommen können, ohne gleich das komplette Budget zu sprengen, nimmt bereits jede Menge Druck von Euren Schultern. Mehr zu diesem Thema an späterer Stelle.

Wer jetzt immer noch auf den Standpunkt steht, lediglich eine Katze halten zu wollen, sollte im Tierheim nach einem älteren Salonlöwen Ausschau halten, der bereits beim Vorbesitzer zur Einzelhaft verdonnert wurde. Ältere Katzen ohne eigene Sozialkontakte haben in der Regel Schwierigkeiten, sich nach all den Jahren wieder an einen Artgenossen zu gewöhnen. In den meisten Fällen würde eine Zusammenführung jede Menge Stress für die Miez mit sich bringen, den man dem Tier im höheren Alter nicht mehr wirklich zumuten sollte.


Jeanny, Speedy & Ricky - Best friends forever


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