Sonntag, 12. März 2023

Alles begann mit meinem erstes Katzenmädchen Gipsy und fand mit Cherie die erste Fortsetzung

In diesem Beitrag möchte ich Euch erzählen, wie ich zu meiner ersten Katze kam. Natürlich wurde auch ich nicht mit dem Löffel der Weisheit geboren und ich habe damals ganz sicher so alles falsch gemacht, was man – nach heutigem Wissen – nur falsch machen konnte. Aber eines haben weder sie noch ich falsch gemacht: Wir liebten uns abgöttisch und sie wird als meine erste Katze, die mein Leben bereichert hat, immer als etwas ganz Besonderes in meinem Herzen bleiben.


Es war das Jahr 1992 - das Internet befand sich noch in den Babyschuhen und an Social Media war noch gar nicht zu denken, als mein damaliger Freund und ich an einem sonnigen Sonntagnachmittag im Juli zu seinen entfernten Verwandten fuhren. Sie lebten in einem kleinen Dorf im schleswig-holsteinischen Dithmarschen und bewohnten ein Haus mitten in einem waldreichen Gebiet. Und genau dort fand ich meine Gipsy. Ihre Mutter hatte sie und ihre Geschwister zuvor im Mai geboren. Allerdings waren ihre Geschwister nicht mehr da. Es war damals auf dem Land üblich, unerwünschten Katzennachwuchs gleich nach der Geburt einfach zu ertränken. Kastration? Nein, so was kostet ja Geld und braucht ja nicht. Ganz ehrlich? Heutzutage würde ich solche Katzenbesitzer rigoros und gnadenlos anzeigen, weil so eine Verhaltensweise ist eine absolute Tierquälerei! Damals jedoch hätte man damit keine Chance.

Dass Gipsy dieses Leid erspart blieb, war ihrem Aussehen zu verdanken, denn sie war ein wunderhübsches, kleines Dreifarben-Mädchen, eine sogenannte Glückskatze. Ich hatte mich sofort in die süße Maus verliebt, verschwendete aber keinen Gedanken daran, dass sie schon bald mein Mädchen werden würde. Die Verwandten fragten nach einer Weile, in der ich mit ihr spielte und kuschelte, ob ich sie mitnehmen wollte, weil eigentlich war sie ja nicht geplant. Ich weiß heute, dass man Vermehrer nicht unterstützen soll, aber das war mir damals nicht bekannt. Und so sagte ich ja, denn immerhin entstand auf beiden Seiten eine kleine, zarte Liebe. Wir verabredeten, dass wir sie wenige Wochen später abholen wollten. Der Abschied fiel mir natürlich schon damals schwer.

Eine Woche später zog es mich wieder zu meiner Katze. Wir fuhren mit einem Kumpel dorthin. Und dann die große Überraschung: Es hieß schon beim Eintreffen, ich müsste sie denselben Tag definitiv mitnehmen, weil ihre Mutter würde wieder Junge erwarten, die schon bald kommen sollten. Ich war etwas fassungslos, denn Gipsy war zu dem Zeitpunkt erst etwa 8 oder 9 Wochen alt. Aber es nützte ja nun nichts, sie musste dort weg. Und bevor man ihr noch etwas antun würde, dann doch lieber gleich mit zu mir. Nur war ich noch gar nicht darauf eingerichtet und fühlte mich auch etwas überrumpelt. Zum Glück bekam ich vom Kumpel eine Grundausstattung, die er nicht mehr benötigte, sodass die kleine Maus ein Katzenklo mit etwas Streu und etwas zu fressen hatte. Also am nächsten Tag erst einmal einkaufen. Und jedes Katzenbuch, was ich nur finden konnte, war meins, denn jetzt hatte ich einiges zu lernen. Und ich habe alles an Lektüre förmlich verschlungen.

Aus heutiger Sicht lief damals alles in eine falsche Richtung. Gipsy war viel zu jung von der Mutter weg, sie hatte zu Anfang noch kein Kratzmöbel, was dazu führte, dass sie häufiger mein Bein hochlief. Das mag anfangs ja noch ganz witzig sein, aber wenn Katzen größer werden, tut es doch schon verdammt weh. Zum Glück unterließ sie es mit fortgeschrittenem Alter, weil sie sehr wohl merkte, dass ihre Krallen meinen Beinen nicht guttaten. Und das Futter war absolut nicht das, was in eine Katze gehörte. Auch wenn es sich hierbei um die altbekannten Marken gehandelt haben, die ich noch nicht einmal mehr nennen möchte, so war und ist es absoluter Schrott. Und am schlimmsten war: Sie hatte keinen etwas älteren und gut sozialisierten Spielkumpel, was zur Folge hatte, dass ich auf der Arbeit gefragt wurde, ob ich jetzt eine Katze hätte. Meine Hände wiesen zahlreiche Kratzer auf. Aber wir hatten etwas ganz Wertvolles, nämlich uns. Kam ich von der Arbeit nach Hause, flitzte sie im Affentempo auf mich zu und verlangte ihre Streicheleinheiten. Mein schönstes Glück war der Abend, als sie zum ersten Mal zu mir ins Bett krabbelte und sich an mich kuschelte. Sie hat mich im Laufe meines Lebens durch so manchen Sturm geführt. Was ihr aber wirklich fehlte und wie sozial sie trotzdem war, merkte ich erst einige Jahre später.



Gipsy - Selbstbewusst, aber sozial
Foto by me


Sieben Jahre später hatte sich einiges in meinem Leben verändert. Ich war zwischenzeitlich zweimal umgezogen und neu vergeben. Das örtliche Tierheim benötigte damals dringend Teppich- und Teppichbodenspenden für die Fußböden, da diese im Spätherbst/Winter doch recht kalt waren. Und so kam es, dass ich einen alten Teppich in die gewünschten Maße zerschnitten habe und einen langjährigen Kumpel gefragt habe, ob er ebenfalls etwas beizusteuern hat. An einem Nachmittag fuhren wir zu dritt mit unseren ganzen Spenden ins Tierheim. Etwas Katzenfutter gab es auch noch. Bevor wir uns versahen, wurden wir an der Anmeldung gefragt, ob wir uns nicht das Katzenhaus ansehen möchten. Und bevor wir es uns versahen, standen wir in demselbigen. Nun hatte ich mich zu der Zeit schon mit dem Gedanken getragen, nach einer zweiten Katze Ausschau zu halten, denn Gipsy hat mir immer deutlicher zu verstehen gegeben, dass ihr etwas in ihrem Leben gefehlt hat. Fragt mich nicht, wie sie es geschafft hatte, aber ich wusste es einfach.

Und so standen wir nun in einem Katzenzimmer, in dem jede Menge Jungkatzen herumtobten. Teilweise waren es verwilderte Katzen, die gerade kastriert waren und später wieder an ihrer bekannten Stelle ausgewildert werden sollten. Aber es war auch ein kleines Silver Tabby-Mischlingsmädchen dabei, die mit einer Woche in einem Karton einfach vor dem Tierheim ausgesetzt wurde. Ich war sofort schockverliebt in die kleine Maus und nahm jede Gelegenheit wahr, mit ihr zu kuscheln und zu spielen. Während eine andere Jungkatze scheinbar die Chefin der jungen Bande war und sich mächtig ins Zeug legte, uns von ihr zu überzeugen, interessierte dies Cherie herzlich wenig. Sie machte ihr Ding und spielte auch einfach nur für sich alleine. Ich hatte so das Gefühl, dass ihr klar war, dass sie keine Chance haben würde, solange die Chefin noch da wäre. Und irgendwie schien sie das traurig zu machen. Ich erinnere noch, dass ich sie auf meinen Beinen hatte und sie sich in meiner Jacke versteckte, während die vermeintliche Chefkatze alle Register zog.

Nur blöd war, dass neue Interessierte das Katzenzimmer betraten und die Chefin sich auch gleich bei denen ins Zeug legte. Damit war uns allen bewusst, dass wir dies Gipsy nicht antun konnten, eine zweite Nummer Eins-Katze vor die Nase zu setzen. Als ich jedoch feststellen musste, dass die Neuankömmlinge in „meine“ Cherie (der Name stand schon sehr schnell fest) interessiert waren, schnappte ich sie mir und teilte den Interessenten umgehend mit, dass diese Katze bereits vergeben war. Ich glaube, Cherie konnte das gar nicht glauben, dass wirklich sie es war, die als Erstes aus der Kinderstube ausziehen würde. Aber sie glaubte es in dem Moment, als sie sich in dem vom Tierheim geliehenen Transportkorb wiederfand und mit mir ins Auto stieg. Zu Hause angekommen, lief sie sofort rum und untersuchte ihre neue Umgebung. Gipsy schaute einerseits grummelnd und meckernd auf den kleinen Neuzugang, der kaum älter war, als sie damals bei ihrem Einzug. Aber andererseits war sie meganeugierig. Es dauerte ganz genau einen Abend und eine Nacht, in der viel gegrummelt und gefaucht wurde. Und am nächsten Tag waren beide ein Herz und eine Seele. Gipsy war sich ihrer Verantwortung bewusst und nahm Cherie als ihr Ersatzkind an. Sie fraßen, spielten und schliefen zusammen. Cherie erhielt das volle Lernprogramm, was die Themen Sozialverhalten und anderem so hergaben. Und mir war in dem Moment klar, wie sehr Gipsy eine Kumpeline gebraucht hat.

Fast ein Jahr später komplettierte meine Seelenkatze Blacky das „Damen-Trio“. Sie war ebenso alt wie Cherie war und genauso sozial wie ihre beiden neuen Freundinnen oder besser Pflegemama und Pflegeschwester. Aber dieser einzigartigen Dame möchte ich später ein eigenes Kapitel widmen.


Cherie liebt ihren Teddy
Foto: by me


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